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Von alten Stoffen zu neuen Chancen: Das Nähprojekt „B.E.G.A.B.T.“ in Erkelenz

In der beschaulichen Stadt Erkelenz avanciert ein kreatives Nähprojekt zu einem Lichtblick für Frauen, die in schwierigen Lebenslagen stecken. Die Nähwerkstatt „B.E.G.A.B.T.“, ein gemeinsames Engagement von Caritas und dem Katholischen Forum, bietet nicht nur eine Plattform für kreatives Arbeiten, sondern auch eine wertvolle Gemeinschaft, in der Frauen ihre Talente entdecken und ihre Geschichten teilen können.

Gegründet im Jahr 2017, stellt die Nähwerkstatt eine Schnittstelle für Frauen dar, die aus verschiedenen Gründen Unterstützung benötigen. Unter der Leitung von Susanna Jochims treffen sich die Teilnehmerinnen wöchentlich, um alte Stoffe in einzigartigen Produkten neu zu gestalten. „Wir verwenden ausschließlich gespendete Materialien, was uns ermöglicht, kreativ und nachhaltig zu arbeiten“, erklärt Jochims stolz. So entstehen aus unansehnlichen, ausrangierten Textilien stilvolle Accessoires, die nicht nur praktisch sind, sondern auch das Herz der Kreativität widerspiegeln.

Die Idee für das Projekt „B.E.G.A.B.T.“ steht für die Begabungen und den Wert jeder einzelnen Teilnehmerin. „Wir wollen den Frauen zeigen, dass sie talentiert und wertvoll sind“, sagt Jochims. Hier finden sie nicht nur die Möglichkeit, handwerkliche Fertigkeiten zu erlernen und auszubauen, sondern auch einen Raum, in dem sie sich wohlfühlen und verstanden fühlen können. Zahlreiche Frauen haben bereits von dieser Erfahrung profitiert und berichten von einem Zugewinn an Selbstwertgefühl und sozialer Integration.

Ein Schlüsselmoment für die Nähwerkstatt war ganz sicher auch das Engagement von Yvonne Kalfhues, die in der Karnevalssession 2023-2024 die Funktion der Erkelenzer Prinzessin übernahm. Mit der Absicht, die Gemeinschaft besser kennenzulernen, besuchte Kalfhues verschiedene soziale Einrichtungen, darunter die Nähwerkstatt „B.E.G.A.B.T.“. Der Austausch inspirierte sie und führte zur Idee, beim Rosenmontagszug 2024 ein spektakuläres Fahnenmeer aus blau-weißen Fähnchen zu kreieren. „Die Vorstellung, dass die Nähwerkstatt Fahnen für den Karneval herstellt, hat alle motiviert“, sagt Kalfhues. „Es gibt nichts Schöneres, als ein Rückgrat für unsere Gemeinschaft zu schaffen.“

Die Teilnehmerinnen der Nähwerkstatt haben daraufhin in gemeinsamer Anstrengung 117 Fahnen hergestellt, die jeweils für 33 Euro verkauft wurden. Die Reaktion auf das Projekt war überwältigend. „Die Fahnen wurden mit großer Begeisterung aufgenommen und haben das Gemeinschaftsgefühl in der Stadt gestärkt“, sagt die ehemalige Prinzessin. Bei den Karnevalssitzungen waren die Näh-Damen eingeladen, was von allen mit großer Begeisterung angenommen wurde.

Aufgrund der großen Beliebtheit der Fahnen unter den Erkelenzern konnte das Team von Prinzessin Yvonne nun, beinahe ein Jahr nach ihrem ersten Treffen, mit Stolz einen Spendenscheck über 1000 Euro übergeben. Der gesamte Erlös wird genutzt, um die Nähwerkstatt zu unterstützen. „Diese Geste zeigt, dass unsere Arbeit geschätzt wird und dass wir in der Gemeinschaft einen wichtigen Platz finden“, beschreibt Jochims die Emotionen, die diesen Moment begleiteten. „Für unsere Teilnehmerinnen gibt es viel Anerkennung für die Fahnen und eine Bestätigung, dass sie ihre Talente einbringen können.“

Die Nähwerkstatt wirkt nicht nur als kreatives Zentrum, sondern auch als Ort des Austauschs über psychische Erkrankungen und gesellschaftliche Herausforderungen. „Hier können Frauen offen über ihre Lebenslagen sprechen, ohne Angst vor Stigmatisierung“, erklärt Jochims. Sie sieht die Nähwerkstatt als einen Schutzraum, der es den Teilnehmerinnen ermöglicht, ihre Erfahrungen zu teilen und sich gegenseitig zu unterstützen. Die Gesellschaft als Ganzes steht in der Verantwortung, das Bewusstsein für psychische Erkrankungen zu schärfen und eine respektvolle Diskussionsatmosphäre zu schaffen. Der Zugang zu Unterstützung bleibt für viele Betroffene oft ein tabuisiertes Thema, und es ist entscheidend, dass sie sich in ihren Gemeinden akzeptiert fühlen.

Ein weiterer wichtiger Aspekt des Projekts ist die Nachhaltigkeit. Durch kreative Upcycling-Ideen bietet die Nähwerkstatt nicht nur Unterstützung für Frauen in Not, sondern auch einen umweltbewussten Beitrag zur Reduzierung von Textilabfällen. „Es ist unser Ziel, Frauen zu befähigen, nicht nur ihre eigenen Lebensumstände zu verbessern, sondern gleichzeitig etwas für die Umwelt zu tun“, betont Jochims.

In der Zukunft hoffen die Verantwortlichen der Nähwerkstatt, dass ihre Produkte mehr Beachtung finden und dass Einzelhändler Interesse am Verkauf dieser einzigartigen Artikel zeigen. „Wir wünschen uns, dass unsere Produkte nicht nur in der Region bekannt werden, sondern auch breitere Anerkennung finden“, fügt Jochims hinzu.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Nähprojekt „B.E.G.A.B.T.“ in Erkelenz weit mehr als nur ein kreatives Angebot bietet. Es ist ein ökologisches und soziales Projekt, das Frauen in schwierigen Lebenslagen ermutigt, ihre Talente zu entfalten und Teil einer unterstützenden Gemeinschaft zu werden.

Mit jedem Stich in die Nähmaschine weben die Teilnehmerinnen nicht nur Stoffe, sondern auch neue Zukunftsperspektiven, die Hoffnung und Lebensfreude in die Stadt tragen.

Bildunterschrift: Die talentierten Damen der Nähwerkstatt in der vorderen Reihe strahlen vor Stolz über ihre kreativen Arbeiten. Gemeinsam mit Judith Anlauf, der Abteilungsleiterin für Gefährdete und behinderte Menschen beim Caritasverband (links), Fachaufsicht Astrid Werny (2. von links) und Susanne Jochims aus der Nähwerkstatt (2. von rechts) genießen sie den besonderen Besuch der designierten Erkelenzer Prinzessin Yvonne Kalfhues (3. von rechts) und ihres Gefolges.

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